DER RICHTIGE WINKEL
ZUR RECHTEN ZEIT
Handfilter sollten eine
möglichst steile Trichter-
wand haben: Das verstärkt
die Wasserbewegung beim
Aufgießen. Die Zubereitung
sollte allerdings nicht länger
als drei Minuten dauern –
sonst wird der Kaffee bitter.
Das
Beste
aus der
Bohne
EN T S CH L EUN I GUNG I S T L ÄNG S T AUCH I N D E R
K A F F E E KU L T UR ANG E KOMMEN . G EN I E S S E R
EN T D E C K EN D EN HE I S S EN WACHMACHE R UND
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G E NU S S
B
arista Robin gießt das 93 Grad warme Wasser
mit langsam kreisenden Bewegungen aus einer
Kanne mit filigranem Schwanenhals über das
frisch gemahlene Kaffeepulver im Trichter. Den
Papierfilter hat er vorher sorgfältig mit heißem Wasser
angefeuchtet. Der fertige Kaffee tröpfelt nach und nach in
eine schlanke Glaskaraffe, bevor er ohne Milch oder Zucker
auf einem kleinen Holztablett serviert wird. Ein Gast in der
Hamburger Kaffeebar Elbgold hat einen mit dem Hand-
filter – auch Pour Over genannt – aufgebrühten Kaffee
aus Ruanda bestellt und hält jetzt vorsichtig die Nase in
die Tasse. Er riecht eine komplex aromatische Mischung
aus Johannisbeere, Aprikose, Karamell, Mandel und Honig.
Auf Zunge und Gaumen fühlt sich der Kaffee angenehm
weich und mild an. Was an die Verkostung eines guten
Weines erinnert, ist heute in vielen Cafés und sogenannten
Brew Bars in den Weltmetropolen der normale Umgang
mit Kaffee. „Der Wunsch nach Entschleunigung und der
Trend zur Achtsamkeit ist natürlich auch in der Kaffeewelt
angekommen“, so Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer
des Deutschen Kaffeeverbands. „Viele Menschen möchten
Kaffee wieder bewusster genießen. Sie schätzen daher eine
Zubereitung, die Zeit und besonderes Wissen um Kaffee-
sorten, Wassertemperaturen und Mahlgrade erfordert.“
Zahlreiche vor allem kleinere Röstereien haben sich
bereits darauf spezialisiert, Kaffeebauern in Ruanda,
Brasilien oder Äthiopien ihre besten Bohnen direkt und
zu fairen Preisen abzukaufen. Ähnlich wie beim Wein
kommt es bei der Weiterverarbeitung des Rohkaffees
darauf an, Besonderheiten der Herkunft und der Sorten
optimal herauszuarbeiten und im besten Fall unverfälscht
bis in die Kaffeetasse zu bringen. Die Aromenvielfalt von
Kaffeebohnen ist etwa doppelt so groß wie die von Wein.
Nicht nur Art und Dauer der Röstung spielen daher eine
wichtige Rolle, sondern auch die jeweilige Brühmethode.
Dish
by WMF
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